Jahrestagung 2014:
Aufwecken! Verändern! Umsteuern!
Misereor-Chef Pirmin Spiegel fordert auf der Jahrestagung Entwicklungspolitik einen Epochenwandel
Mehr als 120 Eine-Welt-Aktive aus dem Bistum Münster und der westfälischen Landeskirche fuhren am 12.01. mit neuem Mut aus der Evangelischen Akademie Villigst zurück an den Niederrhein, ins Ruhrgebiet oder ins Münsterland. Unter dem Titel "Fair wirtschaften - anders handeln" hatten sie sich dort auf der Jahrestagung Entwicklungspolitik drei Tage lang über Konturen einer als unbedingt notwendig erachtete Transformation der Gesellschaft informiert.
Pirmin Spiegel, Hauptgeschäftsführer des katholischen Hilfswerkes Misereor, forderte den Epochenwandel ein. „Eine andere Logik ist nötig, und wir sind dabei nicht allein“, so Spiegel mit Blick etwa auf den Arabischen Frühling. Für Christen gehöre zu den theologischen Leitlinien nach wie vor die Option für die Armen. Mit Papst Franziskus gebe es deutlich wahrnehmbaren Rückenwind für das Engagement. Die Konsequenzen müssten sein: Solidarität statt Globalisierung, Teilen statt Akkumulation.
Wolfgang Kessler, Ökonom und Publizist, setzte auf gelebte Alternativen, die zwar im Realen stattfänden, aber ökologisch und fair seien: „Inseln im Meer der Gewinnmaximierung“. Sie hätten den Vorteil, dass sie unter den herrschenden Bedingungen zeigen, wie eine Veränderung machbar wird. Kessler plädierte für einen aktiven Staat, der beispielsweise Gewinne konsequent besteuere. Ein Umbau der Gesellschaft sei aber wohl nur möglich, wenn immer mehr Menschen Zeichen setzten für eine andere Lebensweise. „Man bleibt zwar in der Minderheit, beweist aber, dass eine andere Welt möglich ist“, so Kessler aufmunternd.
Zwischen diesen beiden Vorträgen wurden in Arbeitsgruppen verschiedene Aspekte vertieft. So ging es beispielsweise um ein gelungenes Projekt zur Ausweitung des Fairen Handels im Bistum Osnabrück, um die Frage, wie fair Computer und Smartphones sein können, oder um den kreativ-künstlerischen Umgang mit Müll.
Wie immer entstand aus der Mitte der Tagung heraus ein bewegender Gottesdienst, vorbereitet von einer Gruppe um Michael Remke-Smeenk. Auch hier spürten die Eine-Welt-Aktiven die Verbindung im Glauben und bekamen spirituelle Impulse für ihr örtliches Engagement.
Bei so viel Aufbruchsstimmung war es dann aber gar nicht so leicht, sich von zwei Personen zu verabschieden, die die Arbeitsgemeinschaft Eine-Welt-Gruppen in dieser Form gegründet und über dreißig Jahre geprägt hatten: Werner Siemens und Bernd Schütze. In einer Zeitreise durch die letzten Jahrzehnte erinnerten Zeitzeugen wie Weihbischof Friedrich Ostermann an die Gründungsphase, in der es zu erstaunlichen Vernetzungen gekommen sei. Dass die Arbeitsgemeinschaft ökumenisch, kontinuierlich und effektiv ist, das ist ganz wesentlich den nun frischen Ruheständlern Schütze und Siemens zu verdanken, darin waren sich alle einig. „Ohne Euch wären wir nicht da, wo wir jetzt sind“, so Moderatorin Beate Steffens.
Was nehmen die Eine-Welt-Bewegten mit für ihr Engagement in Pfarreien, Kirchengemeinden oder Läden? „Ich brauche diese Tagung regelmäßig, um vor Ort im Jahr überleben zu können“, so eine Teilnehmerin.
Ulrich Jost-Blome
Vortragsmaterialien von der Jahrestagung 2014:
- Evermann: Computer und Smartphones (PDF)
- Andrea Fütterer: Die vielen Wege des Fairen Handels (PDF)
- Zur Arbeitsgruppe „Fair wirtschaften in der Pfarrgemeinde – Wie geht’s? Was funktioniert?: http://www.suednordberatung.de/faire-gemeinde/