Die Orangen-Aktion: Orangen ohne Sklaverei und ohne Gift!
In Italien werden afrikanische Migranten ausgebeutet – meist von Kleinbauern, die selbst unter dem Preisdruck von Supermarktketten stehen. Sie müssen ihre Orangen für einen Preis verkaufen, der kaum die Kosten für das Pflücken abdeckt. SOS Rosarno in Kalabrien zeigt, dass es anders geht: Der Verein stellt den direkten Kontakt zwischen Bauern, Arbeitern und Einkaufsgemeinschaften her, ohne Zwischenstufen des Handels. So erhalten Arbeiter und Bauern einen fairen Preis und können in Würde leben. Zudem unterstützt SOS Rosarno die Flüchtlingsarbeit der Waldenser Kirche - das Projekt „Mediterranean Hope“.
Orangen, Zitronen, Grapefruit, Mandeln … Rosarno, die Kleinstadt in Kalabrien, in der Nähe der Stiefelspitze Italiens, ist ein Paradies auf Erden. Doch nicht für die Bauern und Erntehelfer, die diese und andere Früchte anbauen. Von November bis April helfen ca. 2.500 Wanderarbeiter, meist afrikanische Geflüchtete, bei der Orangenernte. Sie arbeiten als Tagelöhner auf den umliegenden Plantagen für ca. 25 Euro am Tag. Kein Lohn, von dem man anständig leben, geschweige denn eine Miete bezahlen könnte. Den Erntehelfern hausen bei Kälte in Zelten und unter erbärmlichen Bedingungen.
Ohne die Migranten würde die ohnehin schwache kalabrische Wirtschaft zusammenbrechen. Die Abnehmer der Früchte sind multinationale Konzerne und Handelsketten. Sie diktieren den Bauern die Preise, die nicht einmal die Produktionskosten decken. So bezahlen große Handelsketten nur 12 Cent/kg Orangen. Die Produktionskosten liegen bei mindestens 20 Cent/kg. Deshalb haben die Bauern nur zwei Möglichkeiten: entweder die Früchte auf den Plantagen verfaulen zu lassen oder die Tagelöhner auszubeuten. Überall in Südeuropa schuften Migranten für Hungerlöhne auf Obst- und Gemüseplantagen. Die moderne Sklaverei ist eine Folge des globalen Wettbewerbs.
Doch in Rosarno entstand eine Keimzelle des Widerstands: Eine Gruppe von Aktivisten, Landwirten und Tagelöhnern gründete den Verein „SOS Rosarno". „SOS Rosarno" beschäftigt die Migranten mit regulären Arbeitsverträgen und zahlt ihnen Tariflöhne sowie Sozialbeiträge. Der Verein vertreibt Orangen nur von Öko-Betrieben und organisiert den Verkauf an Bioläden und Gruppen solidarischen Konsums.
„Lichter auf Rosarno“ – ein Projekt von „Mediterranean Hope“
Die Migranten werden auf dem Weg zu ihrem Arbeitsplatz, den Plantagen, häufig Opfer von Verkehrsunfällen, weil ihre Fahrräder unbeleuchtet sind. In dem Projekt werden ihrer Fahrräder mit Lampen ausgestattet und in ihren Zeltsiedlungen Solarlampen installiert. Ein Teil des Erlöses aus dem Orangenverkauf wird für dieses Projekt verwendet. Informationen zu dem Projekt hier.
Einen Hintergrund-Beitrag des Gustav-Adolf-Werks (GAW) zu der Arbeit von Mediterranean Hope, SOS Rosarno und der Orangen-Aktion finden Sie hier zum Download.
Auch in der Erntesaison November 2021 – März 2022 wollen wir die Arbeit von SOS Rosarno und der Waldenser-Kirche unterstützen.
Mehrere Orangen-Bestellungen sind geplant. Die nächste Lieferung soll am 15. März 2022 kommen.
Informationen: Katja Breyer, Amt für MÖWe, Tel: 0231-5409-73, katja.breyer@moewe-westfalen.de
Spendenkonto für die Arbeit von Mediterranean Hope in Rosarno
Landeskirchenamt der Evangelischen Kirche von Westfalen/EKvW
KD-Bank eG (Bank für Kirche und Diakonie)
IBAN: DE05 3506 0190 2000 0430 12
BIC: GENODED1DKD
Stichwort: Mediterranean Hope Rosarno
Hintergründe der Orangen-Aktion
Für alle, die mehr wissen wollen: Hier finden sich Informationen über Hintergründe und Anliegen der Orangen-Aktion
- zu Flucht und Migration,
- dem rechtlichen Status der Geflüchteten,
- der Situation der Arbeiter auf den Orangenplantagen
- sowie die Arbeit von SOS Rosarno, Mediterranean Hope und anderen Alternativen.
- Saisonarbeit in der europäischen Landwirtschaft
Eine eigene Verkaufsaktion starten
Sie haben Interesse an der Orangen-Aktion und überlegen, ob und wie Sie sich daran beteiligen? Dann finden Sie hier einige praktische Informationen zum Download.

- Eine Kurzdarstellung der Orangen-Aktion und des Anliegens
- Planungen zu den Bestellungen in der Region der Ev. Kirche von Westfalen und des Bistums Münsters
- Orangen-Direktbestellung bei SOS Rosarno und Lieferinformationen
- Hinweise zur Lagerung der Früchte
- Rezeptideen für Orangen und Orangenschalen
- Einige Aktionsideen
Handelt es sich um Bio-Orangen?
Es ist so, dass alle Orangen von SOS Rosarno ökologisch angebaut sind. Aber nicht alle sind bio-zertifiziert, besonders nicht die Orangen von Kleinbauern (die Zertifizierung ist zu teuer). SOS Rosarno hat ein Interesse daran, dass auch die nicht-zertifizierten Orangen Absatz finden. Dann dürfen diese aber nicht als Bio-Orangen verkauft werden und sie haben auch kein Zertifikat. Sondern es sind ,,Orangen, produziert ohne Pestizide und künstlichen Dünger“.
Material für die Bildungsarbeit in der Gemeinde, Weltladen, Kommune …
Für die Bildungsarbeit zur Orangen-Aktion stehen verschiedene Materialien, Filme, Anregungen zur Verfügung. Diese können in der Gemeinde, der Bildungsarbeit des Weltladens, in der Kommune, Schule eingesetzt werden. Dabei wird diese Sammlung um weitere Materialien ergänzt.

Spielfilme – mit pädagogischem Material
Der Spielfilm „Mediterranea–Refugees Welcome?“ (Trailer) gibt einen sehr guten Eindruck in die Situation der Geflüchteten (Fluchtwege) und ihre Situation in der Gegend von Rosarno. Der Film kann kostenlos ausgeliehen werden, inkl. der Vorführrechte für nicht gewerbliche Veranstaltungen.
Die Dokumentation der Deutschen Welle „Displaced: Tomaten und Profitgier - Ghanas Bauern auf der Flucht“ zeigt anschaulich am Beispiel der Tomaten, wie durch unfaire Handelspolitik der Tomatenanbau und -verarbeitung in Ghana zunichte gemacht wird und gleichzeitig ghanaische Erntehelfer unter erbärmlichen Bedingungen auf den Tomatenplantagen Italiens schuften müssen.
Zudem können die Filme „Das Neue Evangelium“ und „Rafaël“ im Rahmen der Orangen-Aktion sehr gut eingesetzt werden.
- Filminformationen
- Arbeitshilfe zu „Mediterranea–Refugees Welcome?“

Präsentation zur Orangen-Aktion
Für die interne Weiterbildung oder Vorstellung der Orangen-Aktion gibt es eine Präsentation zu allen Hintergründen die hier heruntergeladen werden kann.

Bittere Orangen - Ein neues Gesicht der Sklaverei in Europa
Ein Buch von Gilles Reckinger, zu bestellen für 4,50 € bei BpB

Quiz zur Orangen-Aktion
Hier zum Download als PDF

Factsheet
Das Factsheet von SÜDWIND informiert umfassend zu dem Thema und kann hier heruntergeladen werden.

Podcasts zur Situation
Claudio Gnypek war in Rosarno und sprach mit den Menschen, die hinter dieser Initiative stehen: https://fokusglobus.de/fg24-die-orangenaktion/
Von Oikocredit „#18 Ausgepresst: „Illegale“ bei der Orangenernte“: zum Podcast


"Bittere Orangen - Afrikanische Erntehelfer in Kalabrien" – eine Ethnographische Fotoausstellung
Ausleihe möglich (Kosten ca. 500,-€), großer Platzbedarf 35 Laufmeter, Informationen

Comic - Tomatenernte und Ausbeutung
Gemeinsam mit der Zeichnerin Barbara Yelin erzählt Slow Food Deutschland e. V. exemplarisch die Geschichte eines jungen Mannes aus Mali, der in Süditalien Tomaten pflückt. Link zur Seite
Anregungen für Gottesdienst und Arbeit mit Konfis und Firmlingen:
- Predigtanregungen zu dem Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg (Matthäus 20): Predigtidee von Volker Warmbt | Predigtidee von Reinhard Schmeer
- Liturgische Bausteine
- Idee für die Arbeit mit Konfis und Firmlingen
- Nikolaus und Orangen
Mehr Infos zu Tafelorangen und Orangensaft
Von Juni bis Oktober finden wir in unseren Supermärkten vor allem Tafelorangen aus Südafrika. Auch hier herrschen bei Anbau und Ernte menschenunwürdige Bedingungen. Neben Tafelorangen ist Orangensaft ein Produkt, das viel und gern konsumiert wird. Der Großteil des Orangensafts kommt aus Brasilien. Hier finden Sie weiterführende Informationen zum Orangensaft.
Mehr Infos Arbeitsmigration, Saisonarbeit und Ausbeutung in Deutschland und Europa
In der landwirtschaftlichen Produktion und Verarbeitung werden Migrantinnen und Migranten sehr häufig ausgebeutet, ob in Italien, Spanien oder Deutschland. Weitere Informationen
Bild- und Werbematerial

Gleichzeitig mit der Bestellung der Orangen können folgende Flyer und Plakate mitbestellt werden.

Alternativ können sie folgende Flyer und Plakate selbst ausdrucken.

Hier finden Sie die Vorlage für eine eigene Pressemitteilung zum Start der Aktion.
- Download Pressemitteilung (Word-Datei)
Zum Speichern der folgenden Bilder und Logos: Rechtsklick auf das Bild -> "Ziel speichern unter..."

Sharepic 1
Bakari ist 45 Jahre alt und kommt aus dem Senegal. Er lebt schon seit 2016 in Italien, doch nun sind seine Aufenthaltspapiere abgelaufen. Bis zu deren Erneuerung muss er Geld durch illegale Beschäftigung verdienen. Deshalb kam er nach Rosarno, wo er für nur 35 € am Tag bei der Orangenernte schuftet. Wenn er es schafft, etwas Geld zu sparen, so schickt er es seiner Frau und seinen drei Kindern, die aufgrund von anhaltenden Konflikten im Senegal nach Gambia fliehen mussten. Doch das Geld reicht kaum für ihn selbst: Für die Fahrt zu seinem Arbeitsplatz sowie für seine Arbeitsausrüstung muss er selber aufkommen. Er lebt mit fünf anderen Männern in einem verlassenen Bauernhaus.
#RefugeesWelcome; #GerechterLohn; #Arbeitsbedingungen

Sharepic 2
Die Wege zu den Orangenplantagen sind weit. Deswegen schwingt sich Daniel, 29 Jahre alt, jeden Morgen, wenn es noch dunkel ist, auf sein Fahrrad. Der Weg zu den Plantagen ist weit und gefährlich. Denn die Straßen sind nicht beleuchtet und die Autos fahren schnell und rücksichtslos. Immer wieder kommt es zu Verkehrsunfällen. Erst kürzlich wurde ein Erntehelfer bei einem Unfall überfahren und getötet. Hinzu kommt das Problem, dass die Erntehelfer nicht darauf vertrauen können, in Krankenhäusern behandelt zu werden, da sie keine Krankenversicherung haben.
#HealthForAll; #Bicycle; #SicherheitAmArbeitsplatz

Sharepic 3
2011 wurde die Solidaritätskampagne SOS Rosarno ins Leben gerufen, um sich für die Rechte von migrantischen Arbeiter*innen einzusetzen. Die Kampagne versucht faire Produktionsketten für Orangen aufzubauen und setzt dabei auf den direkten Kontakt mit Bäuer*innen, Erntehelfern und Einkaufsgemeinschaften, damit alle einen fairen Preis erhalten.
Ein Teil des Erlöses aus der Orangen-Aktion geht an Mediterranean Hope (MH), dem Geflüchtetenprogramm italienischer Kirchen. Bei dem Projekt „Lichter für Rosarno“ von MH, erhalten die migrantischen Arbeiter*innen Fahrradlampen und Warnwesten für ihren Arbeitsweg. Bestelle auch Du jetzt Orangen ohne Gift und Sklaverei von SOS Rosarno!
#FaireOrangen; #FairerHandel; #Nachhaltigkeit; #Bio; #Lieferketten